Welchen Weg gehst du?

Mitten im Wald endet dein Weg. Vor dir nur noch Bäume. Du schaust nach links - ein kleiner, schmaler Trampelpfad, ausgetreten. Wenn so viele Menschen diesen Weg schon gegangen sind, dann wird er auf jeden Fall an ein Ziel führen.
Als du dich schon auf den Weg machst, schaust du nochmal kurz nach rechts und siehst einige abgeknickte Zweige und ein paar Fußspuren im Moos. Hier muss jemand einen anderen Weg gegangen sein. Ist dieser Mensch den Weg wirklich gegangen? Oder ist er nach einigen Metern wieder umgekehrt? Ob der Weg wohl zum Ziel führt? Das wirst du wohl nur herausfinden, wenn du den Spuren folgst.
Doch dann siehst du noch eine dritte Möglichkeit. In der Mitte könntest du dir selber einen Weg zwischen den Bäumen hindurch suchen. Dort, wo noch kein anderer Mensch gegangen ist. Du weißt nicht, was dich erwartet. Ob du den Weg bis ans Ende gehen kannst. Welche Hindernisse auf dich warten, oder ob du irgendwann abzweigen und einen anderen Weg einschlagen musst. Es reizt dich aber, diesen neuen Weg zu gehen. Weil ihn noch niemand anderes gegangen ist und - weil es dein Weg sein kann.
Nicht nur in der Fastenzeit stehen Menschen vor Gabelungen und überlegen, welchen Weg in ihrem Leben sie weitergehen sollen. Lebenssituationen, Einschnitte, Brüche und neue Chancen fordern uns zu einer Entscheidung heraus: Welchen Weg gehst du? Alle Wege haben etwas. Der ausgetretene Weg bietet absolute Sicherheit, der ausprobierte Weg lässt einen wissen, dass man nicht der einzige ist, der diesen Weg gegangen ist. Am meisten Mut erfordern die Wege, die noch kein Mensch so wie ich betreten hat. Klar - es besteht immer das Risiko, am Ende nicht an seinem Ziel anzukommen. Aber was wäre, wenn dieses Risiko kleiner ist als das Wissen darum, dass dieser Weg mein ganz persönlicher ist. Der Weg, der mich an den Ort führt, den ich im Innersten und mit ganzem Herzen suche: Zufriedenheit und Glück.
Manchmal, Gott, verschließen sich Wege
brechen ab und ich stehe da
weiß nicht woher und nicht wohin
herumgeworfen im Wind ohne Halt
Manchmal, Gott, verändern sich Wege
die gerade noch felsenfest waren
und ich stehe da auf unsicherem Boden
und habe Angst vor dem Untergehen
Manchmal, Gott, verengen sich Wege
die eben noch schön und breit waren
und ich stehe da und frage mich
wie ich hier noch vorankommen soll
Manchmal, Gott, verlagern sich Wege
winden und drehen sich scheinbar im Kreis
immer und immer wieder dasselbe
ich bin diese Wege schon zu oft gelaufen
Manchmal aber, Gott, öffnest du einen Weg
ohne zu wissen, wo er enden wird
setze ich vorsichtig den ersten Schritt
und spüre - es wird mein Weg